Und ein Wappen, und Ventspils ist keine Ausnahme, denn auch diese Stadt hat ihre eigenen Symbole der Differenz und Zugehörigkeit. Die Flagge und Hymne von Ventspils entstanden während des nationalen Erwachens und der Wiederherstellung der Unabhängigkeit. Die Elemente des Stadtwappens sind dagegen bereits im Jahr 1369 auf einem Wachssiegel zu finden. Darüber hinaus gilt das Stadtwappen als eines der ältesten heraldischen Symbole in Lettland.
Das Wort „Wappen“ (auf Lettisch: „ģerbonis“) entstand später, und es stammt aus dem russischen „герб“, dass sich wiederum aus dem polnischen „herb“ und dem deutschen „Erbe“ ableitet. Daher weist das Symbol selbst darauf hin, dass es als genetischer Code von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Der Hintergrund des Wappens besteht aus einem Netz, das wissenschaftlich als Damaszierung (wie das Muster von Damaszenerstahl) bezeichnet wird. Darüber hinaus ist die Geschichte des Wappens mit Waffen, Kreuzzügen und Ritterturnieren verbunden. Nun stellt sich die Frage, wieso das Netz nicht mit Fischerei assoziiert wird. Im oberen Teil des Wappens sieht man ein Tatzenkreuz (auch Templerkreuz genannt), das von den deutschen Kreuzfahrern als ein Symbol für Macht verwendet wurde, denn damals war der Hafen von Ventspils der Hafen des Livländischen Ordens. Unter dem Kreuz sieht man ein Jagdhorn. Was könnte denn das bedeuten? Nur dass es in Ventspils viele Wälder und damit gute Jagdgebiete gab.
Die mit der Geschichte der Stadt verbundenen heraldischen Symbole, nämlich, das Jagdhorn und Kreuz des Livländischen Ordens, wurden auch in den folgenden Jahrhunderten bewahrt, als Ventspils dem Herzogtum Kurlands und Semgallens und dem Gouvernement Kurlands angegliedert wurde.
Allerdings haben sich die Farben und die Form des Schildes durch besondere Peripetien je nach dem heraldischen und künstlerischen Geschmack und den Änderungen der politisch ideologischen Standpunkte geändert, doch die meisten Veränderungen fanden im 20. Jahrhundert durch besondere Peripetien im Verständnis und Anwendung der Symbolik statt.
In dem neuentstandenen Lettland wurde die Frage der Symbolik am Anfang des 20. Jahrhunderts nach der Verabschiedung des Gesetzes über die Flagge und das Wappen der Republik Lettland aktuell. Im Jahr 1923 wurde der Ausschuss für Heraldik eingerichtet. Damals hatten nur 19 von 36 Städten gesetzlich zugelassene Wappen, doch laut des Ausschusses entsprachen nicht alle Wappen der Ideologie des unabhängigen Lettlands.So, zum Beispiel, ähnelten die Wappen der Städte in der Region Latgale dem Wappen von Polozk mit einem Doppeladler im oberen Teil des Wappens. Die auf dem Wappen von Ventspils dargestellte Symbolik dagegen bezog sich auf eine andere Zeitperiode – die Herrschaft des Livländischen Ordens. Damals war die Entwicklung des nationalen Selbstbewusstseins mit der Ablehnung des deutschen Einflusses eng verbunden, und viele auf die historischen Wappen dargestellte Elemente wurden als deutsch und an die “Jahrhunderte der Unterwerfung” des lettischen Volkes erinnernd wahrgenommen und entsprachen damit nicht den Anforderungen der Symbolik des neuen Staates. In dieser Hinsicht sollte man darauf hinweisen, dass auch die Kommunalverwaltungen nicht-lettische Elemente aus ihren historischen Wappen entfernen wollten. Am stärksten wurde das Tatzenkreuz abgelehnt. Auch der Stadtrat Ventspils forderte den Ersatz des Tatzenkreuzes durch ein anderes Symbol wie das Feuerkreuz des Bärentöters (auf Lettisch: „Lāčplēsis“) oder einen Leuchtturm mit Strahlen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch Riga und Valmiera auf diesem Kreuz verzichten wollten. Die historische Symbolik von Ventspils wurde im letzten Moment kurz vor der Vorlage dieser Frage beim Staatspräsidenten zur Genehmigung bewahrt, wobei das „Feuerkreuz“ aus dem Protokoll gestrichen wurde. Am 31. Oktober 1925 wurde das Wappen der Stadt Ventspils offiziell von dem damaligen Präsidenten der Republik Lettland – Jānis Čakste – genehmigt.
Nach der Besetzung von Lettland im Jahr 1940 wurde das Wappen weder abgeschafft noch verboten. Praktisch wurde es nicht verwendet. Ende der 60er Jahre kam es wieder zur Frage der Verwendung von Symbolen, und genauso wie im frühen 20. Jahrhundert gab es Einwände gegen das Tatzenkreuz, das letztendlich durch das symbolisch neutrale Steuerrad ersetzt wurde. Die damaligen Wappen hatten ein gemeinsames Merkmal, nämlich, die Verwendung von Elementen und Farben der Flagge der LSSR.
Größere Bedeutung gewannen die Symbole während des nationalen Erwachens, wodurch das Volk sein Begehren nach Unabhängigkeit ausdrückte. Am 29. März 1989 wurde das historische, im Jahr 1925 genehmigte Wappen wiederhergestellt.
2011. Am 28. Juli 2011 wurde das Wappen der Stadt Ventspils von dem Kulturministerium der Republik Lettland in das Wappenverzeichnis eingetragen.
Auch die Entstehung der Flagge der Stadt ist eng mit der Geschichte des Wappens verbunden. Nach der Wiederherstellung des historischen Wappens in Form des im Jahr 1925 genehmigten Wappens durch den Beschluss des Volksabgeordnetenrates der Stadt Ventspils vom 29. März 1989 kam es zur Frage über die Flagge der Stadt.
Entwicklung des Wappens von Ventspils
Die Stadt hat sowohl ihren geschriebenen und gesprochen Namen als auch ihren durch Farben und Symbolen entstandenen „Namen“ – das Wappen. Der Erste kann sich im Laufe der Geschichte mehr oder weniger ändern, doch der Zweite bleibt unverändert und kann nur selten, unter besonders außergewöhnlichen Umständen verzerrt werden oder sogar verloren gehen. Dies wird auch von dem „visuellen Namen“ der Stadt, nämlich, Windau/ Виндава/Ventspils oder des Stadtwappens, bestätigt.
Ventspils ist eine der wenigen mittelalterlichen Städte im Territorium Lettlands, deren Heraldik bereits im 14. Jahrhundert entstand. Eine der 11 Siedlungen, die als ein Bestandteil von Livland (13.–16. Jh.) Stadtrechte erworben hatte, brauchte selbstverständlich ein Zeichen des bürgerlichen Bewusstseins, denn sonst wäre es für die damalige öffentliche Meinung undenkbar! Das älteste Zeichen, dass ganz bestimmt erst etwas später zum Stadtwappen wird, sieht man auf dem runden Wachssiegel auf den Unterlagen aus dem Jahr 1369. In der Mitte des Siegels auf kariertem Hintergrund sieht man ein Kreuz mit tatzenförmigen Balken (auch Tatzenkreuz genannt) und darunter ein Jagdhorn. Das Siegel enthält die folgende Inschrift: “Siegel für Bürger von Windau” (S[igillium]burgencium in Winda manencium).Obwohl diese Darstellung noch nicht als ein Wappen im vollen Sinne des Wortes angesehen werden kann (die dargestellten Elemente sind nicht von einem Schild umgeben), kann sie zweifellos als der Anfang des heraldischen Symbols der Stadt betrachtet werden, denn sowohl das Kreuz als auch das Jagdhorn wurden als Hauptelemente im Wappenschild bewahrt. Deren detaillierte Wiedergabe oder Stilisierung hat keinen maßgeblichen Einfluss – jeder Künstler oder Wiederhersteller des Wappens hat diese Elemente im Laufe der Zeit ein wenig nach eigenem Ermessen variiert. Anders ist die Lage im 20. Jahrhundert, als sich die Gesellschaft an präzisen serienmäßigen Reproduktionen gewöhnt hat und diese auch in der Darstellung des Wappens sehen möchten.
Die Bedeutung aller auf dem Wappen dargestellten Symbole ist nicht einfach zu erklären. Etwas einfacher lässt sich die Bedeutung des Kreuzes erklären, nämlich, es steht für eine Siedlung als eine Stadt des Livländischen Ordens ähnlich wie das auf dem Wappen von Valmiera und Riga dargestellte Tatzenkreuz. Was die Figur des Jagdhorns angeht, gibt es verschiedene Erklärungen. Eine Version besagt, dass das Jagdhorn als ein verbreitetes Symbol auf den Wappen westeuropäischer Städte und Familien eingesetzt wurde und damit auch in die Symbolik von Ventspils eingegangen ist. Der deutschbaltischer Historiker C. Mettig war der Ansicht, dass der Idee über die Verwendung des Jagdhorns im Falle von Ventspils rein praktische Erwägungen zugrunde liegen, nämlich, es handele sich um die Jagd, denn einer der engsten Mitarbeiter des Komturs sei Falkenpfleger gewesen und habe Falken gefangen, gezähmt und für die Jagd trainiert.
Die Farben und Metalle des Wappens scheinen die einzigen variablen Elemente zu sein. Aus dem Protokollbuch des Stadtrats Ventspils von 1728 geht Folgendes hervor: „Im oberen Teil des Schildes auf einem weißen Hintergrund ist ein goldenes Tatzenkreuz dargestellt (…), darunter ein Netz auf einem dunkelblauen Hintergrund, darauf ein schwarzes Horn mit goldenem Mundstück und Rand (…)“. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde angegeben, dass das ganze Feld des Schildes schwarz ist und sowohl das Horn als auch das Kreuz golden sind. Erst im Jahr 1846 wurde die heutzutage eingesetzte Kombination der Farben und Metallen bestimmt. Allerdings weisen alle diesen Beschreibungen auf ein „Fischnetz“, das normalerweise im unteren Teil des Schildes zu sehen ist, und auf ein dem Kreuz angehängten Jagdhorn hin. So wurde das Wappen von Ventspils bis zum Jahr 1925 dargestellt, als R. Zariņš oder einer seiner Studenten (die Frage der Urheberschaft ist noch immer nicht geklärt) dem Wappen die Umrisse des heutzutage verwendeten Wappens verlieh: „Ein silbernes Jagdhorn mit einem goldenen Mundstück und Rand auf einem purpurfarbenen Hintergrund mit silbernem Netz, darauf ein goldenes Tatzenkreuz.“ Man muss jedoch darauf hinweisen, dass der Stadtrat in den ersten Jahren des Bestehens der Republik Lettland unter dem Einfluss nationalpatriotischer, gegen das alte „deutsche“ Erbe gerichteter Ideen den Ausschuss für Heraldik dazu aufforderte, einige Elemente des Wappens zu ändern und „das bisherige eiserne Deutsche Kreuz durch das lettische Feuerkreuz des Bärentöters oder einen Leuchtturm mit Strahlen zu ersetzen“. Auch die Kommunalverwaltungen von Riga und Valmiera wollten auf das Tatzenkreuz verzichten, doch nach der Genehmigung der Beschreibungen und Abbildungen der historischen Wappen entschloss sich der Ausschuss für Heraldik, die historischen Elemente zu bewahren.
Während der sowjetischen Besatzung wurde das Symbol der Stadt Ventspils, genauso wie die Wappen anderer lettischer Städte, für eine lange Zeit „verboten“ oder „vergessen“. Erst am Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts kam es während der Gestaltung der sowjetischen heraldischen Symbole der Städte wieder zur Frage der Gestaltung des Wappens von Ventspils. Die Sammlung des Museums Ventspils enthält etwa 40 verschiedene Skizzen, die von verschiedenen Variationen der neuen Symbolik zeugen – von Seemöwen, Ankern und Schiffen bis zum Denkmal von J. Fabriciuss und riesigen fünfzackigen Sternen. Nach langen Peripetien kam es im Jahr 1970 zur Genehmigung des Symbols, das sowohl das Historische als auch das Sowjetische vereinte.Im oberen Teil des Schildes sieht man ein Jagdhorn, aber im unteren Teil – ein Steuerrad. Das Kreuz, das für fremde Ideologie steht, wurde jedoch entfernt. Mittendrin sieht man die Farben der Flagge der LSSR.
Seine historische Symbolik erlangte Ventspils im März 1989 zurück, als das im Jahr 1925 genehmigte Symbol durch eine Zeichnung des Künstlers A. Norītis wiederbelebt wurde. Im Jahr 1993 wurde es zusammen mit den Wappen anderer Städte von dem Ausschuss für Heraldik wiederhergestellt (Künstler: J. Ivanovs, G. Kirke, L. Šēnbergs). Die Beschreibung, die in der Heraldik die Hauptrolle spielt, ist analog, wobei sich die Zeichnungen durch unbedeutende, auf dem ersten Blick nicht wahrnehmbare Details unterscheiden. In der Praxis wird jedoch die Version von A. Norītis verwendet. Lass uns hoffen, dass das historische Symbol der Stadt noch viele Jahrhunderte bestehen (verwendet) wird. (Dr. hist. Armands Vijups).